Ein frohes neues Jahr wünsche ich euch! Mit der ersten Rezension dieses Jahres, Brïn* von Sameena Jehanzeb, wage ich mich in ein neues Genre: Fantasy. Ich habe so ein bisschen das Gefühl, dass LGBT+-Hauptcharaktere im Fantasy-Bereich nicht so stark vertreten sind, wie im »normalen« Contemporary-Bereich. Umso mehr habe ich mich darauf gefreut, diesen Roman zu lesen. Erschienen ist er am 15. August 2017 im Butze Verlag, hat 428 Seiten, kostet als Taschenbuch 18,95 € und als eBook 12,99 €.
Kurzbeschreibung Inhalt
Der Klappentext klang in diesem Fall so skurril interessant, dass ich ihn euch zusätzlich hier reinkopieren muss:
Juno kämpft sich nach vielen Enttäuschungen durchs Leben. Bis zu dem Tag, als sie in eine Pfütze stolpert – und sich auf dem fremden Planeten Brïn wiederfindet …
Im mittelalterlichen Frankreich gesteht die heranwachsende Jeanne ihrer Freundin Marie ihre Liebe. Sie ahnt nicht, welche Folgen das für sie hat …
Die Führerin und magische Stimme des Planeten Brïn ist tot – der Planetenschild geschwächt, die Portale zu anderen Welten brechen zusammen …
So weit diese Ereignisse auseinander zu liegen scheinen, sind sie doch auf phantastisch-skurrile Weise miteinander verwoben. Brïn ist ein Planet voller Mystik und Magie. Wächter beschützen ihn vor Angriffen bizarrer Kreaturen und ein bestialischer Mörder treibt sein Unwesen.
Brïn ist einer von neun bewohnten Planeten, unter die auch unsere Erde »Terra« fällt. Diese Planeten sind durch Portale miteinander verbunden. Auf Brïn ist eine besonders starke Magie vorherrschend, die die Bewohner sowohl für die Bewältigung ihres Alltags, als auch als Schutz vor Eindringlingen nutzen. Durch den Tod der Edana, Führerin und Verbindungsglied Brïns, wird der Schutzschild schwächer. Die Magie muss eine neue erwählen, doch der Weg dahin ist nicht so einfach. Die Liebesstory, die hier natürlich nicht fehlen darf, dreht sich um Kamika, die Wächterin des Windes, und Juno, die unabsichtlich durch ein wildes Portal von der Erde auf Brïn gestrandet ist. Das darf jedoch niemand wissen; nicht nur, weil Kamika eine unersichtliche Abneigung gegen »Terraner« hat, sondern zusätzlich ein grausamer Serienmörder Jagd auf ebendiese macht.
Meine Meinung
Dieses Buch zu bewerten fällt mir unglaublich schwer. Eines ist es auf jeden Fall: In Erinnerung geblieben. Ich würde Brïn* am liebsten in zwei Teilen bewerten. In der ersten Hälfte wollte nicht so recht Spannung aufkommen. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen; die Autorin schreibt wunderbar bildlich, lässt einen lockerleicht in die Welt Brïns eintauchen und erzeugt damit eine traumartige Atmosphäre, die mich manchmal etwas an die Trilogie Die Gilde der Schwarzen Magier*
erinnert hat. Ein magischer Traum, den man nur so verschlingt. Allerdings plätschert die Geschichte in der ersten Hälfte vor sich hin, es wird sehr viel beschrieben und sie verliert dadurch an Tempo. Durch die vielen Beschreibungen habe ich an Nähe zu den Charakteren verloren und spürte dadurch mehr Distanz zu ihnen, als mir lieb war. Ich hatte in dieser ersten Hälfte das Gefühl, eine sehr lange Einführung in die brïnaische Welt zu erhalten, und erst danach konnte es richtig losgehen.
Und das tat es dann auch. Ab der zweiten Hälfte konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und verschlang es bis in die Nacht hinein. Die bisher losen Handlungsstränge fügten sich endlich zusammen und bekamen einen Sinn. Ich durfte mitfiebern und mitraten, was wohl als nächstes passiert, und wurde doch fast jedes Mal überrascht. Die Autorin spricht nicht jede Tatsache explizit aus, sondern lässt uns einige Verknüpfungen selbst begreifen; das gefällt mir beim Lesen immer überaus gut, wenn ich vom Autor nicht für dumm verkauft werde. 😀 Auch die Liebesgeschichte, wenn auch nicht Hauptteil der Handlung, war wirklich mitreißend. Könnte ich bitte mehr von Kamika und Juno haben? Dafür, dass die Einführung zu Brïn so ausführlich war, habe ich den Action- und Liebesteil als eher kurz empfunden. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht so leicht ist, nebenbei in eine Fantasywelt einzuführen, trotzdem hatte ich zu Beginn leichte Schwierigkeiten, mich in in die Geschichte einzufinden.
Was ich wirklich noch hervorheben möchte, ist die faszinierende Verknüpfung und die hervorragende Recherche historischer Geschehnisse. Zu viel möchte ich jetzt nicht verraten, aber auf die Idee muss man erstmal kommen. Die Einbindung in die Geschichte und die Erklärung der Beweggründe dieser Figuren erscheint so real, dass man fast glaubt, diese Ereignisse hätten so und nicht anders in unserer realen Welt stattgefunden.
Eigentlich hatte ich gehofft, dass Brïn* vielleicht der erste, also eine Art Einführungsband einer Reihe sein würde. Dann bin ich aber in der Danksagung darauf gestoßen, dass Sameena Jehanzeb schon an einem weiteren Band zu diesem Universum schreibt: Eine Geschichte über den Planeten Naruht, der Heimatplanet der Wächterin Kassia, auf dem ausschließlich Frauen leben. Das schließt eine Fortsetzung der Geschichte um Kamika und Juno zwar nicht aus, ist in meinen Augen aber doch unwahrscheinlich. Andererseits bin ich super gespannt auf dieses Buch und hoffe, die Autorin lässt sich nicht zu viel Zeit damit. 🙂 Da wir ja nun schon eine Einführung in die Welt Brïns und des Universums außenrum erhalten haben, bin ich überzeugt davon, dass ihr der Einstieg in die neue Geschichte leichter und dadurch auch etwas kurzweiliger gelingt.
Fazit
Brïn* ist ein beeindruckender Debütroman und hat mich spätestens ab der zweiten Hälfte voll in seinen Bann gezogen. Ich freue mich, dass die Autorin bereits an einem weiteren Band dieses Universums schreibt und sich so in Bezug auf den Spannungsbogen noch weiter steigern kann. Sprachlich ist dieses Buch ein traumartiger Genuss, den ich gerne verschlungen habe.
Humor: ●●●○○
Anspruch: ●●●○○
Spannung: ●●●○○
Liebe: ●●●●○
Erotik: ●●●○○
Originalität: ●●●●○
Buchtrailer
Schön gemacht finde ich auch den Buchtrailer, den der Butze Verlag erstellt hat. Da die Aussprache bei ausgedachten Namen ja nicht immer ganz klar ist, erhält man hier eine Art Leitfaden und bekommt ein Gefühl für die Stimmung des Buchs.
Eure Hannah 🙂
Bei diesem Buch handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, das mir vom Butze Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.
Liebe Hannah,
vielen Dank für die schöne Rezension! Ich kann verstehen, dass dir der Einstieg etwas schwer gefallen ist. Gerade wenn man sonst nicht viel Fantasy liest und es nicht gewohnt ist sich erstmal in eine fremde Welt einfinden zu müssen, kann das natürlich störend wirken. Dass man so viele scheinbar unzusammenhängende Handlungsstränge hat ist auch eher selten und mehr eine Marotte von mir. Aber ich habe mich gerade total gefreut, dass dir die selbst zu erschließenden Verknüpfungen gefallen. Ich nenne das immer meine „in your face“ Momente und ich kann das beim lesen selbst nicht leiden, wenn man alles erklärt bekommt. ^^ Und ach, da ist noch einiges andere was mich wirklich freut. 🙂
Es kann gut sein, dass die Geschichte irgendwann auch nochmal weitergeht. Geplant habe ich das zwar im Moment nicht, aber wer weiß welche Ideen mein Hirn noch ausspuckt. Die Idee zu Kassias Geschichte kam mir auch ganz ungeplant, während ich BRÏN schrieb. Es ist also alles möglich! 😀
Liebe Grüße,
Sam
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Liebe Sam,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar! Ich bin sehr gespannt auf deine nächsten Geschichten und darauf, wie sich dein Schreibstil und deine Art, Geschichten zu erzählen, in anderen Büchern ausprägen wird. Die lasse ich mir bestimmt nicht entgehen. 🙂
Liebe Grüße, Hannah
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[…] verrät noch nicht allzuviel der Geschichte. Von der Autorin habe ich zuletzt den Fantasyroman Brïn gelesen und weiß, dass sie auch in dieser Märchenadaption queere Charaktere auftreten lässt. Wie […]
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Hallo Hannah,
Briin hat mir super gefallen. Da ich es liebe zu erfahren was eine fantastische Welt im innersten zusammen hält, habe ich auch den ersten Teil der Erzählung geliebt.
Mir persönlich waren die Kapitel von Jack zu „psycho“. Dafür bin ich wohl nicht hart genug 🙂 Allerdings glaube ich, dass sie genau so gedacht waren und damit haben sie ihr Ziel auch voll erfüllt.
Das einzige was ich etwas schade fand, war, dass die frühere Identität von Kamika für Juno aufgedeckt wurde. Ich denke für die Leser war klar wer sie war, spätestens seit sich Juno registrieren musste und eine Namensänderung vorgeschlagen bekam. Aber Juno hatte diese Informationen nicht und hätte ohne sie dem Wunsch Kamikas, alles aus Terra hinter sich zu lassen, voll entsprechen können. Naja, völlige Offenheit ist ebenfalls ein hohes Gut, darum fand ich das Ende durchaus gelungen.
Wenn ich an „The Legend of Korra“ (da es jetzt auch einen queeren gedruckten Comic davon gibt, erlaube ich mir dies zu vergleichen) denke, hat mir bei Briin sehr gut gefallen, dass die besondere Person nicht ‚alle‘ Elemente beherrschen kann, sondern eben gar keine. Generell den Ansatz mit den Zauberzeichen fand ich grandios. Mit anderen Worten, das Magiesystem hat mir ausgezeichnet gefallen.
Auf jeden Fall eins meiner Lieblingsbücher.
Liebe Grüße
Becca
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Hallo Becca,
stimmt, Jacks Kapitel waren schon krass. Mir hat das zwar gefallen, ich kann aber verstehen, dass sie manchen zu hart sind…
Über diese „Identitätsaufdeckung“ habe ich in dem Zusammenhang noch gar nicht nachgedacht. Ich jann deinen gedankengang da auf jeden Fall nachvollziehen, auch wenn ich, meinem Seelenfrieden zuliebe, durchaus ein Fan von völliger Offenheit bin… 🙂
„The Legend of Korra“ kenne ich nur vom Namen. Da ich aber glaube „Avatar“ damit in Verbindung zu bringen, verstehe ich, was du meinst… dass die besondere Person nicht „übermächtig“, sondern irgendwie „andersmächtig“ ist. 🙂 Das hat mir auch gefallen.
Liebe Grüße, Hannah
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Um da noch kurz anzuknüpfen: Ja, Korra ist die neue Avatar nach Aang. Wenn dir Avatar gefallen hat, wäre ich zuversichtlich zu sagen, dass dir Legend of Korra sogar noch besser gefallen könnte. Sollte es dich nicht interessieren, muss ich dennoch auf das Ende der animierten Serie hinweisen. Ich will hier nichts verraten, lediglich dass es sich lohnt.
Weiterhin werden direkt an die Serie anknüpfende Comics veröffentlicht. Diese sind noch weit interessanter, besonders aus Sicht dieses Blogs. Wenn ich das recht sehe, sind momentan 2 von 3 Bänden in diesem Handlungsstrang veröffentlicht (ich habe bisher nur den ersten gelesen), und weitere Geschichten sind in der Planung.
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[…] so fand ich es schön, Luisa Strunk zu treffen (Unser Platz in dieser Welt), Sameena Jehanzeb (Brïn & Winterhof*), Alicia Zett (Traumtänzerin) und Blogger-KollegInnen Eve […]
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[…] Winterhof* von Sameena Jehanzeb habe ich mich schon lange gefreut, denn ich fand ihren Erstling Brïn, eine Art LGBT-Fantasy-SciFi-Thriller, schon sehr besonders. Das neue Buch aus ihrer Feder ist […]
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[…] Gang wieder und wieder getroffen, es gab ein Kollektiv-Knuddeln mit Sam Jehanzeb* (Autorin von Brïn und Winterhof) und Christian Handel* (Autor von Rosen & Knochen und »Elektra«) kurz gesehen […]
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[…] Blog begonnen hatte, stolperte ich über ihren historisch-futuristischen Science-Fiction-Roman Brïn, worin sich eine Liebesgeschichte zwischen der Wächterin des Windes Kamika und der Protagonistin […]
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[…] die Autorin Sameena Jehanzeb wurde ich 2017 durch ihren ersten Roman Brïn aufmerksam, der mir besonders durch seinen Genremix und seine starken weiblichen Charaktere in […]
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