100 schlimme Dinge, die mir bestimmt passieren Cover (© Rowohlt Verlag)

[Rezension] 100 schlimme Dinge, die mir bestimmt passieren von Carrie Mac

100 schlimme Dinge, die mir bestimmt passieren* von Carrie Mac hatte ich euch ja schon in den Neuerscheinungen für den November vorgestellt, und jetzt kann ich euch verraten, dass es nicht nur ein wunderschönes Cover hat, sondern auch wirklich lesenswert ist (Englisches Original: 10 Things I Can See From Here*). Es ist eines der wenigen Jugendbücher, in dem die Sexualität der Protagonistin nur Nebensache ist und das sich eigentlich mit etwas ganz anderem beschäftigt. Es ist ganz frisch im November 2017 im Rowohlt Verlag erschienen, hat 352 Seiten, kostet als broschierte Ausgabe* 12,99 € und als Kindle Edition* 10,99 €.

Kurzbeschreibung Inhalt

Maeve ist 16 und leidet unter Angststörungen, wie etwa 3 % der Bevölkerung. Ihr Coming Out hat sie schon längst hinter sich. Da ihre Mutter für sechs Monate mit ihrem neuen Freund nach Haiti geht, verbringt Maeve diese Zeit bei ihrem Vater, seiner Frau und ihren beiden sechsjährigen Halbbrüdern. Sie kennt Fakten über die Anzahl an Todesopfern durch Unfälle, Krankheiten, menschliches Versagen und malt sich ununterbrochen alle schrecklichen Möglichkeiten aus, die in diesem oder jenem Fall eintreffen können. Wie wahrscheinlich diese tatsächlich sind, spielt für sie keine Rolle. Schon auf den ersten Seiten begegnet sie der Geige spielenden Salix, dies es doch tatsächlich schafft, sie abzulenken. Die Begegnungen häufen sich, doch nebenbei muss Maeve noch mit einem alkoholkranken Vater, einer hochschwangeren Stiefmutter und zwei kleinen Brüdern zurechtkommen, die ihr kaum Zeit für ihre Ängste lassen…

Meine Meinung

Wer ein spannendes Jugendbuch sucht, das tiefe Einblicke in ein Leben mit Angststörungen gibt, wird hier nicht fündig werden; denn dieses Buch ist ruhig. Es gibt keinen großen Spannungsbogen, vielmehr fühlt es sich an wie ein Abschnitt mitten aus Maeves Leben gegriffen. Und genau das macht es so authentisch. Im ersten Teil der Geschichte erfährt man viel über Maeves Umgang mit ihren Angststörungen, sie wirft mit Zahlen und Fakten um sich und therapiert sich selbst mit Zeichnen, wenn es besonders schlimm wird. Ihr unzuverlässiger Vater, der früher mal Mitglied einer bekannten Band war, ist da keine große Hilfe. Trotzdem, und das gefällt mir so an der Geschichte, wird ihr Vater dadurch nicht zum »Bösen«, denn jeder Mensch ist facettenreich und dadurch niemals nur in »Gut« oder »Böse« zu kategorisieren. Ihre Stiefmutter Claire ist großartig, sieht Maeve genauso als Teil der Familie, auch wenn sie nicht ihre leibliche Tochter ist. Die kleinen Brüder Corbin und Owen geben der Geschichte den nötigen Humor und machen sie lebendig. Denn obwohl Angststörungen ein ernstes Thema sind, musste ich beim Lesen wirklich oft schmunzeln.

Die Sorgen und Unsicherheiten, die bei der ersten Liebe entstehen, intensivieren sich in dieser Geschichte besonders. Wozu sich auf einen anderen Menschen einlassen, wenn die Zeit sowieso begrenzt ist? Wozu sich erklären, wenn die andere Person einen sowieso nicht versteht? Oder sterben könnte? Doch da wir alle nicht perfekt sind, schreckt Maeves ab und zu etwas seltsames Verhalten Salix nicht ab. Und wenn man schon diese aufregenden Schmetterlinge im Bauch fühlt, wie könnte man sich ihnen überhaupt entziehen? Und möglicherweise können diese Gefühle auch etwas Gutes bewirken und ein kleines bisschen Kraft spenden…

Ich finde, dieser Jugendroman war schon lange überfällig. Eine Geschichte, in der man mal einen anderen Aspekt des Lebens kennen lernt, so wie in vielen anderen guten Jugendbüchern, die sich gerade auf dem Markt tummeln. Mit dem kleinen, fast unbedeutenden Zusatz, dass Maeves Gegenpart ein Mädchen ist, und dass das völlig normal ist.

Fazit

100 schlimme Dinge, die mir bestimmt passieren* dreht sich um den Umgang mit Angststörungen, um besonderen Familienzusammenhalt, das Über-sich-Hinauswachsen und die erste große Liebe, die vielleicht flüchtig sein mag, aber doch unvergleichlich bleibt. Es ist ein ruhiges Buch über das Leben und darüber, dass es möglich ist, Großes zu schaffen, wenn man es wirklich will. Und darüber, dass nichts perfekt ist, aber diese Unvollkommenheit unser Leben bestimmt und es wunderschön macht.

 Humor: ●●●○○
Anspruch: ●●○○○
Spannung: ●○○○○
Liebe: ●●●●○
Erotik: ●●○○○
Originalität: ●●●●○

Eure Hannah 🙂

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7 Gedanken zu “[Rezension] 100 schlimme Dinge, die mir bestimmt passieren von Carrie Mac

  1. Hallo Hannah,

    gerade habe ich „100 schlimme Dinge, die mir bestimmt passieren“ beendet.
    Bis Seite 70 konnte ich die schrecklich anschauliche Schilderung der Angstzustände ertragen, danach musste ich aus reinem Selbstschutz ein paar Abschnitte überspringen. Fazit aus diesem Umstand ist, dass ich die Beschreibung so gelungen finde, dass ich, als Person ohne Angstzustände, die bedrückende Situation der Betroffenen weit besser zu verstehen glaube.

    Ab dem Moment als Salix verstärkt in der Geschichte vorkommt, hat mir sehr gut gefallen, wie Maeves Mut immer weiter zunimmt und letztlich ja auch in dem logischen Finale mündet.

    Ich stimme auf jeden Fall zu, dass wir hier einen glaubwürdigen Ausschnitt aus ihrem Leben sehen, aber gerade das Wachsen von krankhafter Angst zum Mut einer Heldin des Alltags, kommt mir als stimmiger und abgeschlossener Handlungsstrang vor. Aus dem Grund fühlt sich die Geschichte für mich trotzdem beendet an, auch wenn praktisch alle Entwicklungen offen bleiben.

    Mir hat der Roman auf jeden Fall sehr gefallen.
    Liebe Grüße,
    Becca

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    • Liebe Becca,

      wie schön, dass dir das Buch so gut gefallen hat! Ich kann dir in allen Punkten nur zustimmen. Es ist eines der authentischsten Bücher, die ich bisher gelesen habe, nicht verschnörkelt, einfach echt. Mir hat es auch sehr gut gefallen, dass Maeve so über sich hinauswächst. Definitiv ein noch, dass den eigenen Mut vielleicht ein Stückchen wachsen lässt. 😊

      Liebe Grüße,
      Hannah

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