Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte Cover (© Verlag Krug & Schadenberg)

[Rezension] Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte von Ahima Beerlage

Wo würde unsere Gesellschaft heute stehen, wenn sich nicht Aktivist*innen seit jeher für mehr Unterstützung, Akzeptanz und Rechte einsetzen würden? Diese Frage stellte ich mir häufig während des Lesens der Biografie von Ahima Beerlage: Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte*. Aktuelle LGBT+- bzw. lesbische Biografien kenne ich kaum welche. Ein Grund mehr, der mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht hat. Ahima Beerlage ist inzwischen aus gesundheitlichen Gründen in Frührente, doch sie hat einen langen Weg hinter sich, der unser heutiges Leben stark beeinflusst. Die Biografie ist im Mai 2018 im Verlag Krug & Schadenberg erschienen, hat 152 Seiten und kostet 14,90 €. [Werbung, da Verlinkung, Namensnennung etc. …]

Kurzbeschreibung Inhalt

Ahima Beerlage, Jahrgang 1960, hat viel in ihrem Leben erlebt. Angefangen bei ihrer Offenbarung, sich als lesbisch zu definieren im Jahre 1980, aus einem Leben in einer ländlichen, strenggläubigen Gegend und einer Familie, in der sie auch Gewalt erfahren musste hinaus zum Studieren nach Marburg und später nach Berlin. Noch geprägt von der Nazi-Ideologie waren Lesben in ihrer Jugend quasi unsichtbar. Für sie kam nichts anderes in Frage, als sich vollkommen als Aktivistin und Feministin für die Frau als solche sowie für die lesbische Frau einzusetzen. Sie moderierte die erste schwul-lesbische Radiosendung »Eldoradio«, organisierte die ersten queeren Partys und leistete unendlich viele ehrenamtliche Stunden, um Frauen in Not zu helfen. Sie veröffentlichte einen lesbischen Coming Out Roman und abeitet aktuell an ihrem zweiten Roman.

Meine Meinung

Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte* hat in mir die verschiedensten Gefühle ausgelöst. Die Autorin ist aus demselben Jahrgang wie meine Mutter. Ich bin also in einer völlig anderen Zeit aufgewachsen als sie und habe trotzdem einen Bezug dazu. Vieles war damals anders – queere Menschen hatten weniger Rechte, bis 1994 stand Homosexualität bei Männern sogar noch unter Strafe. Sie waren weniger sichtbar als heute. Ich mag Biografien, weil ich so einen ungefilterten Einblick in die persönlichen Erlebnisse von Personen erhalte, die in einer Zeit lebten, die ich selbst nicht kenne.

Diese Biografie ist nicht nur ungeheuer informativ und regt zum Nachdenken an, die Autorin hat auch einen (für mich sehr lustigen) trockenen Humor. Sie erzählt ganz sachlich und ohne Selbstmitleid, wie ihr Leben als lesbisch-feministische Frau ausgesehen hat, und später, auf Grund mehrerer Bandscheibenvorfälle, aus der Sicht einer Behinderten. Durch diese trockenhumorige Art hat sie mich nicht selten sehr berührt. Die beste Stelle war für mich die, in der sie beschreibt, wie sie ihre Frau kennengelernt hat; sie strotzt vor Ironie und zeigt gleichzeitig, dass es wohl wirklich für jeden Topf einen passenden Deckel gibt.

Was ich aus diesem Buch gelernt habe

Heute sprechen wir meist von queeren Menschen. Labels werden immer unwichtiger, es heißt weniger »Lesben oder Schwule«, wir sind alle eine große queere Community, in der sich niemand festlegen muss. So der Plan, bzw. so die Tendenz, die ich wahrnehme. Dass das heute so ist, kommt allerdings nicht von irgendwoher. Jemand musste sich für uns einsetzen und stark machen, damit wir heute so frei leben können, wie das die meisten von uns tun.

Wenn ich auch manchmal darüber gestolpert bin, dass die Autorin von ihrer lesbischen Identität schreibt, so kann ich das inzwischen besser nachvollziehen. Für mich bildet dieser Teil von mir nicht meine Identität, sondern eben nur ein kleines Puzzlestück meiner Identität. Wenn man hinsichtlich dieses Puzzlestücks aber nur auf taube Ohren stößt und zurückgestoßen wird, so kann dieses Teilchen einen deutlich größeren Raum einnehmen, als es anfangs war oder als es sein könnte. Was ich damit sagen möchte: Mit diesem Buch verstehe ich mehr und mehr, woher die frühere Abspaltung und visuelle Hervorhebung von lesbischen, feministischen Frauen und Aktivistinnen rührt. Sie setzten sich für Sicherheit und gleiche Rechte ein, damit wir heute so frei leben können, wie wir es tun und uns die »Arroganz« herausnehmen können zu sagen, wir seien doch alle gleich und müssten uns nicht mehr abheben (auch wenn der Weg dahin immer noch nicht ganz gegangen ist). Durch die vielen ehrenamtlichen Stunden bekommen viele dieser Frauen heute sehr wenig Rente. Mir stellte sich die Frage, warum so viele Frauen so viel auf sich genommen haben. Ahima Beerlage beantwortet das in einem Satz: Sie hatte keine Wahl. Sie konnte nicht anders, als für Frauen und andere Minderheiten einzustehen.

Fazit

Lasst uns nicht vergessen, wie wir an den Punkt kamen, wo wir heute stehen. Ahima Beerlage schreibt trockenhumorig über ihre Erlebnisse als lesbisch-feministische Aktivistin, als Veranstalterin der ersten gemeinsam-queeren Partys. Ich finde, diese Biografie gibt einen sehr persönlichen Einblick in das Leben der Autorin und die LGBT+-Bewegung der letzten vier Jahrzehnte, in denen sich wahnsinnig viel getan hat. Es ist ein Aufruf an uns alle, egal welcher Sexualität oder Generation, wieder mehr ins Gespräch zu kommen und weiter zu bleiben.

Weil es sich um eine Biografie handelt,
gibt es an dieser Stelle keine Punkteverteilung.

Weitere gern gelesene Eindrücke dazu:

AvivaBücherfrauen • Marazul

Eure Hannah 🙂

*BEI DEN LINKS HANDELT ES SICH UM AFFILIATE-LINKS. DAS BEDEUTET, DASS ICH VON AMAZON EINE KLEINE PROVISION BEKOMME, WENN JEMAND ÜBER DIESEN LINK DIESES PRODUKT KAUFT. WENN DU MÖCHTEST, KANNST DU MICH SO GANZ LEICHT EIN KLEINES BISSCHEN UNTERSTÜTZEN, OHNE DASS DIR DABEI ZUSÄTZLICHE KOSTEN ENSTEHEN.
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3 Gedanken zu “[Rezension] Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte von Ahima Beerlage

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