We could be heroes Cover (© Carlsen Impress)

[Rezension] We could be heroes von Laura Kuhn

Mit We could be heroes* gewann die junge Autorin Laura Kuhn, Jahrgang 1996, den Schreibwettbewerb von tolino media und Carlsen Impress, woraufhin ihre Geschichte im März 2017 im Carlsen Impress Verlag als Taschenbuch veröffentlicht wurde. Aufmerksam geworden bin ich auf das Buch zum einen durch das wunderschöne Cover und zum anderen durch die Tatsache, dass eine Liebesgeschichte um zwei Mädchen es tatsächlich geschafft hat, Gewinner eines Schreibwettbewerbs zu werden. Das demonstriert nämlich langsam aber sicher, dass LGBT+-Themen von der Gesellschaft nach und nach als normal empfunden werden. Dass die Autorin bereits in den letzten Zügen ihres neuen Romans steckt, freut mich auch sehr… 🙂Das Buch hat 256 Seiten und kostet 7,99 €. [Werbung, da Namens-/Markennennung und Verlinkung]

Kurzbeschreibung Inhalt

Nachdem Lou auf einer Party ihre beste Freundin geküsst hat und von ihr abgewiesen wurde, ist es plötzlich gar nicht mehr so schlimm, mit ihrem Vater und Bruder weit weg auf einen Bauernhof zu ziehen und so der Situation zu entfliehen. Was hat sie sich nur dabei gedacht? War ja klar, dass sie nicht so für sie empfindet… Langsam gewöhnt sie sich an ihr neues Leben, die neue Schule und schon bald läuft ihr DAS Mädchen über den Weg, das ihr völlig den Kopf verdreht. Doch wie kann Lou sie kennenlernen, ohne es zu offensichtlich anzugehen? Als sich herausstellt, dass das Mädchen neuerdings Nachhilfestunden bei Lous Bruder nimmt, scheint das gar nicht mehr so schwierig, doch dann erfährt Lou etwas, womit sie nicht gerechnet hätte…

Meine Meinung

We could be heroes* ist ein wirklich süßes Buch. Ich hatte nach den ersten Seiten eine leichte, vorhersehbare Liebesgeschichte erwartet, doch Laura Kuhn hat mich spätestens ab der zweiten Hälfte mit ihrer Tiefgründigkeit überrascht. Einige Charaktere scheinen sehr lebendig und liebenswert, einige bleiben etwas blass zurück. Irgendwann war ich mir wirklich nicht mehr so sicher, ob ich der erahnten Entwicklung richtig lag. Die Autorin führt den Leser mehrmals in verschiedene Richtungen, um ihn zu verwirren und sich, wie Lou, seiner Sache nicht mehr so sicher sein zu lassen. Wer empfindet denn nun eigentlich was für wen? Glücklicherweise löst sich fast alles irgendwann auf (manche Dinge bleiben offen, wie das im Leben nunmal so ist), und schenkt uns ein wunderschönes Ende. Wunderschön nicht nur im Sinne der Liebe, sondern auch im Sinne der Familie und Freundschaft.

So süß die Geschichte allerdings ist, so sehr hat mir im großen ersten Teil die Spannung gefehlt. Es dauert recht lange, bis die Geschichte in Fahrt kommt und bis dahin fühlte sie sich für mich eher wie ein gemütlches Miterleben des Teenageralltags im neuen Zuhause an. Der Schreibstil lässt großes Potenzial der Autorin erahnen, bleibt jedoch hin und wieder etwas holprig und umgangssprachlich. Ab und zu unterbrechen kurze kursive Passagen den regulären Erzählfluss – und man beginnt erst nach einer Weile zu verstehen, was diese für eine besondere Beueutung haben.

Was mir sehr gefallen hat, ist, dass die Protagonistin zum einen schon zu Beginn weiß, dass sie lesbisch ist und sie zum anderen keine große Angst davor hat, dass es jemand erfährt. Sie stellt sich zwar nicht jedem als homosexuell vor, allerdings fällt die anfängliche Panik, die viele Betroffene kennen, irgendjemand könnte davon erfahren und der Struggle, man sei nicht richtig so, völlig unter den Tisch. Das finde ich großartig, denn so sollte es sein und ich hoffe, dass immer mehr jungen Menschen, die sich ihrer Sexualität bewusst werden, inzwischen so fühlen, dass es okay ist. Ich glaube auch mich zu erinnern, dass das Wort „lesbisch“ nur einmal in Zusammenhang mit einem Chat gefallen ist, nach dem sie googelt (und bei einer Internetsuche muss man schließlich explizit sein) und einmal, als sich ein Nebencharakter beiläufig outet. Lou weiß einfach: Sie verliebt sich bisher nur in Mädchen und das muss sie auch nicht groß zerdenken. Die Autorin räumt mit Vorurteilen auf und führt als Kernproblem auf, dass man nie sicher wissen kann, ob das Gegenüber genauso empfindet wie man selbst.

Fazit

We could be heroes* ist eine süße Geschichte über die Entwicklung der ersten Liebe, die mich in ihrer Tiefe ab der zweiten Hälfte überrascht hat. Die junge Autorin räumt mit Vorurteilen auf und  lässt das Coming Out deutlich unkomplizierter wirken als das allgemeine Problem, dass man nie genau weiß, was sein Gegenüber empfindet, wenn man nichts riskiert. Neben der Liebe behandelt sie auch die Themen Verlust, Freundschaft und Familienzusammenhalt. Trotz der sich nur langsam entwickelnden Spannung und dem stellenweise einfach-umgangssprachlichen Schreibstil zeigt sich das Potenzial der Autorin. Ich kann dieses LGBT+ Jugendbuch als angenehme Zwischendurchlektüre empfehlen.

Humor: ●●●○○
Anspruch: ●●○○○
Spannung: ●●○○○
Liebe: ●●●●○
Erotik: ●○○○○
Originalität: ●●●○○

Weitere gern gelesene Eindrücke dazu:

Anni-chans fantastic booksLesemomenteLike a DreamTrallafittibooksWritten between the lines

Eure Hannah 🙂

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8 Gedanken zu “[Rezension] We could be heroes von Laura Kuhn

  1. Hallo Hannah,

    mal wieder würde ich allem was du berichtet hast zustimmen, vor allem bei der Beschreibung der Geschichte als „süß“, das trifft es glaube ich sehr gut.
    Mich haben nur ein paar Kleinigkeiten gestört. So hatte ich zum Beispiel stellenweise das Gefühl eigentlich die Geschichte des Bruders zu lesen, nur eben aus Lous Perspektive. Vielleicht kam er mir aber auch einfach nur zu perfekt vor, was dann wieder in Richtung deines Kritikpunktes zur Charakterbeschreibung gehen würde.
    Wie dem auch sei, süß ist es auf jeden Fall und gern gelesen habe ich es auch.

    Liebe Grüße,
    Becca

    Gefällt 1 Person

    • Hey Becca,
      das stimmt, Lous Bruder wirkte wirklich fast zu perfekt. Es freut mich, dass es dir trotz kleinerer Kritikpunkte gefallen hat. 🙂
      Liebe Grüße,
      Hannah

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