Eine Krone aus Feuer und Sternen Cover (© cbt Verlag)

[Rezension] Eine Krone aus Feuer und Sternen von Audrey Coulthurst

Eine Krone aus Feuer und Sternen* von Audrey Coulthurst. Wie lange habe ich darauf gewartet? Lang! Diejenigen, die meinen LGBT-Neuerscheinungsbeitrag für den August gelesen haben, erinnern sich vielleicht noch an meine bekundete Vorfreude. Diese Vorfreude rührte daher, dass es sich bei diesem Buch um das bisher einzige mir bekannte Fantasy-Jugendbuch mit lesbischen bzw. bisexuellen Protagonistinnen ist, das in einem der großen deutschen Verlage erschienen ist. Ich hoffe so sehr, dass die nachfolgenden Bücher der Autorin auch übersetzt werden. Inkmistress* ist in derselben Welt angesiedelt, nur mit anderen (queeren) Protagonistinnen und im März 2019 erscheint dann die Fortsetzung von Eine Krone aus Feuer und Sternen*: Of Ice and Shadows*, allerdings auch bisher nur auf Englisch. Die deutsche Übersetzung ist im August 2018 im cbt Verlag erschienen, hat 448 Seiten und kostet 13,00 €.
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Kurzbeschreibung Inhalt

Denna, die Prinzessin von Havemont, ist von klein auf mit dem Wissen aufgewachsen, dass sie einmal den Prinzen von Mynaria heiraten wird, um die zwei Königreiche zu vereinen und somit für Frieden und Sicherheit zu sorgen. Es könnte alles nach Plan verlaufen, wenn da nicht Dennas verbotene Feuermagie wäre, die sie kaum bezwingen kann oder Mara, die Schwester des Prinzen, der sie sich viel mehr zugetan fühlt als ihrem Ehegatten in spe – und würden nicht magienutzende Aufständische der königlichen Familie nach dem Leben trachten…

Meine Meinung

Wie so oft bin ich bei Büchern, an die ich zuvor hohe Erwartungen hatte, zwiegespalten. Ich habe mich zu Beginn schnell in die Geschichte eingefunden und das, obwohl ich nicht oft Fantasy lese und es daher nicht gewöhnt bin, in komplett fremde Welten einzutauchen. Das ging hier allerdings wunderbar. Trotzdem wartete ich fast 200 Seiten lang darauf, gepackt zu werden. Es ist nicht so, dass nichts passiert wäre – es passieren nur andere Dinge, als ich erwartet hatte. Und genau darin liegt auch meine Zerrissenheit: Das Buch kann in seiner Gesamtheit überzeugen, wenn man gerne über politisch motivierte Anschläge und Strategieverhandlungen liest und ebendies vom Buch erwartet. Eine politische Geschichte, die queere Charaktere selbstverständlich auftreten lässt und letztendlich eine Abwägung zwischen Liebe und politischer Vernunft erfordert. Da ich von diesem Buch mehr Auseinandersetzung mit Dennas Feuermagie, der Magiewirkung im Allgemeinen und vor allem mehr Liebe zwischen Denna und Mara erwartet hatte, war ich von der ersten Hälfte der Geschichte ziemlich enttäuscht.

Glücklicherweise ist es dabei nicht geblieben, denn zumindest die Liebesgeschichte nahm ab der zweiten Häfte Fahrt auf. Die innere Zerrissenheit zwischen dem, was sein Herz will und dem, was gut für viele anderen Menschen wäre, kam stark zur Geltung. Angst, was passiert, wenn jemand etwas von der verbotenen Gabe oder den Gefühlen für die falsche Person erfährt. Die letzten 100 Seiten waren dann genauso cool, emotional mitreißend, kämpferisch und spannend, wie ich mir das erhofft hatte. Allein dafür hat es sich gelohnt, das Buch zu lesen, denn der Showdown am Ende hat etwas Episches. Natürlich dürfen auch schwere Verluste und Intrigen zu Hofe nicht fehlen – auch wenn ich bei einer Person schon früh das Gefühl hatte, dass sie nicht so ehrlich ist, wie sie tut, aber darüber konnte ich leicht hinwegsehen. Wenn mich ein Buch packt, dann weine ich beim Lesen oft; sei es vor Freude, Wut oder Trauer. Bei diesem Buch hatte ich die Sorge, dass das nicht mehr geschehen würde. Doch ganz am Schluss verdückte ich ein paar Tränchen, weil mich ein Charakter doch noch überrascht hat, der eigentlich keine besonders große Rolle im Buch eingenommen hat.

Was ich gesondert erwähnen möchte, ist der Umgang mit Diversität. Eine solche Selbstverständlichkeit vom Homo- oder Bisexualität habe ich in Büchern bisher selten erlebt. Die Angst vor Magienutzern mag zwar an unsere Homophobie erinnern – Sexualität und Geschlecht spielen allerdings überhaupt keine Rolle. Die Thronnachfolge wird an jenes Kind weitergegeben, das diese Aufgabe erfüllen möchte oder besser erfüllen kann. So gibt es also Könige UND Königinnen, die mit ihren Ehepartnern ihr Land regieren. In führenden Positionen sind Männer ebenso wie Frauen vertreten und ob jemand besonders hinterhältig oder wohlwollend agiert, ist in dieser Geschichte nicht am Geschlecht auszumachen. Diese Selbstverständlichkeit geht so weit, dass sie mir erst mit der Zeit bewusst wurde – denn die Autorin hält sich nicht mit Erklärungen über Sexualität auf, sondern lässt Liebschaften zwischen Menschen unabhängig ihres Geschlechts einfach nebenbei einfließen. Dadurch ist in Dennas Situation nicht das Problem, dass Mara eine Frau ist, sondern dass mit ihrer arrangierten Ehe die politische Allianz gesichert werden soll. Diese Einbindung von Diversität muss ich Audrey Coulthurst wirklich hoch anrechnen, denn damit hat sie genau meinen Geschmack getroffen.

Oben hatte ich kurz erwähnt, dass im März der englischsprachige Folgeband Of Ice and Shadows* erscheint. Das Ende von Eine Krone aus Feuer und Sternen* macht definitiv Lust auf mehr und stellt erst den Anfang einer Geschichte dar, die vermutlich mehr in die magische Richtung geht, die ich erwartet hatte. Ich hoffe einfach, dass der Folgeband auch übersetzt wird – denn das wäre schon ziemlich genial. Trotzdem kann man diesen ersten Teil auch gut für sich lesen.

Fazit

In Eine Krone aus Feuer und Sternen* habe ich eine langersehnte Young Adult Fantasyromanze gefunden, über deren Erscheinen ich wahnsinnig froh bin. Die Selbstverständlichkeit verschiedener Sexualitäten und Gleichberechtigung der Geschlechter habe ich in Büchern selten erlebt und ist definitiv sehr positiv hervorzuheben. Es ist ein Buch, das durch ausführliche politisch-strategische Handlungen sowie flache Nebencharaktere in der ersten Hälfte langgezogen wirkt und etwas mehr Zeit braucht, um in Fahrt zu kommen, mich dann allerdings doch noch in seinen Bann gezogen hat und gespannt auf die Fortsetzung zurücklässt.

Humor: ●●○○○
Anspruch: ●●●○○
Spannung: ●●●○○
Liebe: ●●●○○
Erotik: ●●○○○
Originalität: ●●○○○

Weitere gern gelesene Eindrücke dazu:

Miss LetterNoch mehr Bücher • Pineapples Booknook

Eure Hannah 🙂

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6 Gedanken zu “[Rezension] Eine Krone aus Feuer und Sternen von Audrey Coulthurst

  1. Hallo Hannah,
    ausnahmsweise kann ich dir mal nicht völlig zustimmen 🙂 Aber ich denke das liegt an der unterschiedlichen Art wie wir Fantasybücher lesen. Für mich ist es immer einer der spannendsten Teile zu lernen wie die fremde Welt funktioniert. In diesem Fall, wie Magie gewirkt wird, was so wichtig daran ist eine Allianz zwischen Königreichen zu schmieden, der Glaube und so weiter. Normalerweise wird für mich erst dadurch die Tragweite von Entscheidungen, gerade beim Finale, deutlich. Naja, außerdem liebe ich es neue Welten und andere Regeln des Zusammenlebens zu erleben, auch manchmal ganz ohne eine spannende Geschichte dahinter ^^
    Aber ganz abgesehen davon, möchte ich noch eine Sache ergänzen, die ich persönlich wunderbar dargestellt empfunden habe. Und zwar den Aspekt der Freiheit. Die Beschreibung des Gefühls der Freiheit auf einem Pferderücken über die Felder zu galoppieren, sowie die Freiheit des eigenen Handelns, waren für mich wichtige und immer wieder freudig erwartete Szenen in der Geschichte.
    Ich bin jedenfalls immer noch Feuer und Sterne für diesen Roman und werde mir auch die anderen Bücher aus dieser Welt zulegen.
    Liebe Grüße
    Becca

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    • Hallo Becca,
      es freut mich sehr, dass dich das Buch überzeugen konnte! Ich glaube, bei mir ist es immer wieder ein Problem, wenn ich an ein Buch schon eine bestimmte Erwartungshaltung habe. Da sich die Erscheinung von „Eine Krone aus Feuer und Sternen“ solange hinausgezögert hat, hatte ich viel Zeit mir ein Bild zu formen, das dann nicht mit der tatsächlichen Geschichte übereinstimmen konnte. Am liebsten lese ich eigentlich Bücher, die mir jemand empfohlen hat, der weiß, was ich mag, und über die ich sonst gar nichts weiß. 😀
      Das mit der Freiheit ist ein guter Aspekt. Jetzt wo du’s sagst, kann ich mein Gefühl dafür mehr zuordnen. Ich finde, das bringt die Autorin so unterschwellig ein, dass es einem eben nicht direkt auf die Nase geklatscht wird… Aber an dieses freie Gefühl erinnere ich mich nun auch wieder. 🙂
      Liebe Grüße,
      Hannah

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  2. Hallo Hannah,

    von dem Buch hatte ich bisher nicht gehört und auch wenn es dich nicht 100% überzeugt hat klingt es genau nach dem Richtigen für mich. Die queeren Aspekte freuen mich und zusätzlich interessiere ich mich für die Strategieverhandlungen und die politischen Anschläge.

    Danke für den Tipp.
    Elisa

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  3. […] Ein Buch, an das ich sehr hohe Erwartungen habe, ist Eine Krone aus Feuer und Sternen* von Audrey Coulthurst. Unter dem englischen Titel Of Fire and Stars* ist es schon seit Ende 2016 erhältlich und es ist einer der wenigen LGBT-Fantasy-Romane, die es in einen großen Verlag geschafft haben (in diesem Fall: cbt). Es geht um die Prinzessinen Denna und Mara, doch handelt es sich nicht um naive Disney-Prinzessinen, sondern um starke Frauen, die für ihre Freiheit kämpfen (zumindest erhoffe ich mir das). Eigentlich sollte Denna Maras Bruder heiraten, den Prinzen von Mynaria, muss ihre unter Todesstarfe stehende Feuermagie verbergen, verfällt Mara und muss sich durch ein Chaos von Intrigen kämpfen… Hach. Darauf bin ich SO gespannt. Das MUSS einfach gut werden. 😀 Es hat 448 Seiten, erscheint am 13. August 2018 und kostet 13,00 €. Im Englischen ist übrigens schon ein zweiter Roman in derselben Welt erschienen, Inkmistress*, und ein dritter in Planung (Of Ice and Shadows), in denen nach meinem Kenntnisstand auch LGBT+-Hauptcharaktere vorkommen. (Inzwischen gelesen und rezensiert!) […]

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