Gefährliche Freundinnen Cover (© Fischerverlage)

[Rezension] Gefährliche Freundinnen von Cat Clarke

Gefährliche Freundinnen* ist die neueste Übersetzung eines von Cat Clarkes Jugendromanen, der mich nicht wegen des Covers, sondern wegen des Inhalts angesprochen hat. Sie ist nämlich nichts anderes als ein Internatsroman mit einem queeren Zwilling in der Hauptrolle, die ihre Schwester durch Anorexie verloren hat. Als wäre das nicht genug, spielt Manipulation eine große Rolle, sodass du dich permanent fragst, wem du eigentlich trauen kannst. Wenn das mal nicht eine fantastische Ausgangssituation ist! Das Buch ist im Oktober 2018 im Fischer Verlag erschienen, hat 352 Seiten und kostet 14,99 €.

Kurzbeschreibung Inhalt

Die 17-jährige Harper möchte einfach nur neu anfangen, nachdem sich ihre Zwillingsschwester Jenna zu Tode gehungert hat. Was könnte besser passen als ein Internat in Schottland, wovon sie beide heimlich geträumt hatten? Sie lebt sich schnell ein und findet Halt in ihren drei Freundinnen, die wie zu ihrer Familie werden. Als eines Tages das neue Mädchen Kirsty an das Internat kommt, spürt Harper eine seltsame Verbindung zu Kirsty, denn sie scheint fast das gleiche durchzumachen wie Harper. Kann es Zufall sein, dass sie so viel gemeinsam haben? Und warum wenden sich Harpers Freundinnen von ihr ab, als sie beginnt, immer mehr Zeit mit Kirsty zu verbringen?

Meine Meinung

Wie gelungen man dieses Buch findet, hängt vermutlich sehr davon ab, was man erwartet. Es geht darin nicht primär um die Verarbeitung eines tragischen Tods derjenigen Person, die einem kaum näher stehen könnte, denn die Geschichte setzt erst zwei Jahre später ein. Natürlich hat Harper Jennas Tod noch längst nicht überwunden, doch der Fokus liegt hier auf der Freundschaft zur neuen Internatsbewohnerin Kirsty und dem Mysterium, das sie umgibt.

Die ersten zwei Drittel des Buchs finde ich richtig stark. Ich wurde sofort in die Internatswelt hineingezogen, es gibt ein Aufnahmeritual für neue Bewohnerinnen, Mitternachtstreffen der besonderen Art und eine heimelige Atmosphäre, die einen trotz der düsteren Wolke der Vergangenheit umgibt. Keines der Mädchen fand ich klischeehaft beschrieben, vielmehr hat jede ihr Päckchen zu tragen und ihre ganz eigene Art, die Cat Clarke wunderbar realistisch beschreibt.

Besonders schön fand ich auch, dass es in diesem Buch keine Liebesgeschichte gibt. Auch wenn Rowan, Harpers Mitbewohnerin und beste Freundin, offen lesbisch ist, bei ihrer ersten Begegnung erstmal reinen Tisch macht und Harper selbst sich bei dieser Gelegenheit als bisexuell outet, heißt das nicht, dass sich die beiden auch ineinander verlieben müssen. Es geht um Freundschaft und Intrigen, um Eifersucht und Manipulation. Und letztendlich geht es um Vertrauen, Familie und Verzeihen.

So sehr mich anfangs die Spannung nur so mitgerissen hat und ich immer wieder Momente des Zweifelns und Mutmaßens durchlebt habe, so lasch fand ich leider die Auflösung. Ich finde die Geschichte nach wie vor lesenswert und unterhaltsam, jedoch hatte ich einfach ein etwas ungemütlicheres Ende erwartet. Das Buch liest sich teilweise wie ein Psychothriller, endet jedoch SPOILER in einer Wattewolke, in der sich alle lieb haben SPOILER ENDE. Das hat mich etwas enttäuscht, auch wenn es sich um einen Jugendroman und keinen Psychothriller handelt. Vielleicht ist diese Art Ende allerdings auch genau das, was sich viele wünschen.

Fazit

Gefährliche Freundinnen* ist ein spannender und unterhaltsamer Jugend-Internats-Roman über Freundschaft und deren Zerbrechlichkeit durch gezielte Manipulation. Harpers Bi- und Rowans Homosexualität, die zwar thematisiert, aber nicht porblematisiert werden, sorgen für natürliche Diversität, die erfrischenderweise mal nicht in einer kitschigen Liebesbeziehung endet. Auch wenn ich mir ein heftigeres oder aufwühlenderes Ende gewünscht hätte, kann ich den Roman dennoch für ein paar kurzweilige Lesestunden mit realitätsnahen und liebenswerten Charakteren empfehlen.

Humor: ●●●○○
Anspruch: ●●○○○
Spannung: ●●●○○
Liebe: ●○○○○
Erotik: ●○○○○
Originalität: ●●●○○

Weitere gern gelesene Eindrücke dazu:

Bücherfantasie • Friedelchens Bücherstube • Kasimira • Letterheart

Eure Hannah 🙂

*DIESE LINKS FÜHREN ZU DEN JEWEILIGEN VERLAGEN, FALLS IHR MEHR INFORMATIONEN ÜBER DAS BUCH SUCHT. DIESE VERLINKUNG ERFOLGT FREIWILLIG UND WIRD NICHT VERGÜTET.
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4 Gedanken zu “[Rezension] Gefährliche Freundinnen von Cat Clarke

  1. Guten Morgen Hannah 🙂

    Die Geschichte klingt ja erst mal wirklich gut. Auch gut gefällt mir, dass du heraus gestellt hat, dass zwei (unter anderem) am eigenen Geschlecht interessierte Figuren nicht allein deshalb nach gottgebener Logik ineinander stolpern (sprich sich in eine Liebesgeschichte stürzen) müssen. Allerdings kam ich dann doch nicht ganz umhin, den kleinen Spoiler mitzulesen – flauschige Wattewölkchen sind nur dann meins, wenn es wirklich wirklich ins Gesamtbild passt. Da wäre sicher Raum für mehr gewesen.
    Danke jedenfalls für die Rezension und einen schönen Mittwoch 🙂

    Liebe Grüße
    Ivy

    Gefällt 1 Person

    • Liebe Ivy,

      irgendwie hab ich deinen Kommentar übersehen, bitte entschuldige! Ja, das war auch das, was mich am meisten gestört hat… Ich mag durchaus Happy Ends und angenehme Auflösungen – wenn es zum Rest der Geschichte passt. Und das passt für mich hier nicht richtig zusammen. 🤷🏼‍♀️ und dass das dann nicht durch eine kitschige Liebesgeschichte überspitzt wurde, hat es wieder etwas für mich rausgerissen. Lieben Dank für deine Gedanken. 🙂

      Liebe Grüße, Hannah

      Gefällt 1 Person

  2. […] In Gefährliche Freundinnen* von Cat Clarke geht es um Harper, deren Schwester vor kurzem gestorben ist. Sie hofft, das alles im neuen Mädcheninternat hinter sich lassen zu können und findet sich gleich inmitten einer Vierer-Clique wieder. Als das neue Mädchen Kirsty an die Schule kommt, die auch ihre Schwester verloren hat, scheint es niemanden zu geben, der Harper besser verstehen könnte. Doch bald stellt sich Harpers Verbindung zu Kirsty ihrer Freundschaft zu den anderen Mädchen in die Quere, sodass sie Fragen zu stellen beginnt… Worauf das nun herausläuft, finden wir wohl erst im Oktober heraus! Vielleicht fragt ihr euch, wo denn jetzt der LGBT+-Aspekt liegt. Harper ist bisexuell und ihre Zimmernachbarin Rowan lesbisch. Beide Sexualitäten scheinen aber nicht wichtig genug für die Haupthandlung zu sein, um sie zu erwähnen. Ich tu’s trotzdem, denn darum geht es ja auf diesem Blog, aber ich kann nur sagen: Hut ab! Auf dieses Buch bin ich gespannt. Es erscheint am 24. Oktober im Fischer Verlag, hat 352 Seiten und kostet 14,99 €. (Inzwischen gelesen und rezensiert!) […]

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